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Montag, 1. Dezember 2008

Pferde im alten Japan


 
                Pferde im alten Japan



 

Ein Königreich für ein Pferd...
Pferde und Reitkunst im alten Japan

Schon seit prähistorischen Zeiten gehört das Pferd zu den domestizierten Tierarten, deren Hilfe sich der Mensch zu eigen machte. Allerdings ist es sehr schwer einen genauen Zeitpunkt für die Einführung von Pferden in Japan zu geben. An frühen Funden von Reit-Equipment und Haniwa-Plastiken kann man jedoch abschätzen, daß bereits vor 500 n.Chr. das Pferd in Japan zu militärischen Zwecken genutzt wurde. Selbst Rüstungsteile für Tiere, wie Helme und gepanzerte Decken sind nachweisbar. Wahrscheinlich sind die ersten Kontakte über Korea gekommen. Das Nihon Shoki, eine literarische Sammlung der frühjapanischen Analen, berichtet von einem Kriegszug gegen Korea unter Jingu Kogo (200 n. Chr.). Ob die Japaner das Pferd von dort mitbrachten oder die eigenen Bestände hier auffrischten bleibt Spekulation. Jedenfalls verbreitete sich das Pferd innerhalb des ersten Jahrtausends schnell in Japan und half in den kommenden Jahren die Adligen als gesellschaftliche Gruppe zu etablieren, aus denen Jahrhunderte später die Samurai hervorgehen sollten. Das Pferd machten den Adligen quasi erst zu dem was er ist – einem Ritter, ein Wort was sich von „Reiter" ableitet und mehr aussagt als die einfache Beschreibung einer Tätigkeit.
In der Muromachi-Zeit kamen die besten Pferde des Inselreiches aus dem nördlichen Kanto (Gebiet nördlich des heutigen Tokyo), welche als besonders fähig und leistungsstark galten.

Das Pferd im Krieg

Welche Vorteile bietet das Pferd im Krieg und welche Nachteile? Die Vorteile liegen auf der Hand – als Transporttier war das Pferd gegenüber einem Fußgänger recht bequem, abgesehen von der Reisegeschwindigkeit und den erreichbaren Transportlasten. Auf dem Schlachtfeld spielte das Pferd vor allem wegen seiner Geschwindigkeit und seiner Funktion als „Kampfplattform" eine Rolle. So schnell wie ein Reiter kann keine Infanterieeinheit auf dem Schlachtfeld eingesetzt werden. Egal ob es gilt gegnerische Reihen aufzubrechen oder fliehende Feinde zu verfolgen. Vom Pferd aus hat man eine bessere Sicht über das Geschehen, der Bogenschütze kann sein Ziel bequemer wählen und der Speerkämpfer nutzt den Vorteil der Höhe um von oben herab auf seine Gegner herab zu stechen. Mit Reitern kann man feindliche Formationen blitzschnell umgehen, die schwachen Flanken oder den Rücken angreifen und sich bei Neugruppierungen des Gegners sofort wieder in sicher Distanz zurückziehen. Des weiteren hat das Pferd an sich eine nicht zu unterschätzende psychologische Wirkung als militärisches Mittel. Man mag sich nur die Macht einer galoppierenden, gepanzerten Kavallerieeiheit vorstellen, die alles niederreitet was ihr unter die Hufe kommt. Dieser Anblick muß für Fußsoldaten der blanke Horror gewesen sein, denn nicht umsonst wurde die Kavallerie als die Elite im mittelalterlichen Heereswesen angesehen.

Aber natürlich bringt das Pferd im Militärwesen auch Nachteile mit sich. Erstens ist die Haltung eines solchen Tieres eine finanziell aufwendige Sache – Futter, Pflege, Platz und Unterkunft müssen gestellt werden. Pferde sind teils recht schreckhaft, insbesondere wenn es um Schlachtlärm wie Explosionen oder Musketensalven geht. Deshalb ist auch nicht jedes Tier für das Schlachtfeld geeignet. Langes Training und Übungskämpfe sollen die Tiere auf diese Aufgaben vorbereiten. Und zu guter Letzt sind Pferde physisch weit empfindlicher, als im allgemeinen angenommen wird. Bekommt es nicht in regelmäßigen Abständen Ruhepausen und Zeit zu weiden, hat das Heer große Verluste an den Tieren zu beklagen, noch ehe es zu Feindkontakten gekommen ist. In allen Epochen der Weltgeschichte verloren die Armeen den größten Teil ihrer Reittiere durch Überanstrengung, Krankheit oder schlechtes Futter (ca. 70%) und nur einige wenige im Kampf (ca. 2%) [nach J. Keegan]. Sicher lassen sich diese Zahlen nicht 100%ig auf Japan übernehmen, doch geben sie einen guten Einblick auf das Verhältnis von Einsatz und Verlust an Reittieren bei militärischen Konflikten im Mittelalter.

Die Ausrüstung

Die Historiker sind sich heute einig, daß erst die Entwicklung der Steigbügel dem Pferd zur eigentlichen militärischen Macht verhalf. Ab dem 4. oder 5. Jhdt. sind sie in China nachgewiesen worden und man kann annehmen, daß sie um diese Zeit (oder geringfügig später) auch in Japan Verbreitung fanden. Mit ihrer Hilfe konnte der Reiter die Bewegungen des Pferdes besser ausgleichen, ohne Zügel sein Ross lenken, bei hoher Geschwindigkeit zielgenau schießen, oder beim Fechten oder Speerkampf mit festem Halt im Sattel sitzen. Die Besonderheit japanischer Steigbügel (Abumi) liegt in ihrer Form. Der Name ist hier wohl unzutreffend, handelt es sich doch eher um Schuhe als um „Bügel", nach europäischen Muster. Abgesehen ihres Designs hat diese Form jedoch keine spezielle Bedeutung.
Japanische Sättel (Kura) haben gegenüber ihren kontinentalen Verwandten auch eine ganz eigene Gestalt. Ähnlich einem Hocker aus Holz gefertigt wurde er mit Untersattel (Shitakura) und Satteldecke (Basen) aus Stoff versehen und war so nur Teil eines komplexen Pferdegeschirrs und nicht unabhängiges Element wie ein europäischer Sattel. Eine relativ hohe "Lehne" gibt dem Reiter einen sicheren Sitz, vor allem, wenn er sich im Sattel bewegen muß - wie etwa beim Schießen oder im Nahkampf. Es ist außerdem erstaunlich, daß Großteile der Ausrüstung nicht aus strapazierfähigem Leder sondern vielmals aus Stoffen oder gar Seide (Zügel) hergestellt wurden. Außerdem war es beliebt, Pferde mit Bommeln und Quasten zu verschönern.

Rüstungen für Pferde waren, wie bereits oben erwähnt, in Japan auch bekannt, wenn auch nicht all zu sehr verbreitet. Dazu gehörten einzelne Pferdehelme aus Metall, welche die Oberseite des Kopfes schützen sollten, sowie vor allem gepanzerte Pferdedecken, die Rumpf und Oberschenkel der Tiere absicherten. Diese Decken waren üblicherweise Geflechte aus feinen Kettengliedern oder wattierte Steppdecken, die vor allem die Aufgabe hatten verirrte Pfeile abzufangen.

Reiter mit Bogen und Speer

Ab der Kamakura-Zeit (1185-1333) gehörte Reiten, genau wie Fechten uns Schießen, zum täglichen militärischen Drill der Samuraiklasse, die sich mit deren Ausschließlichkeit einen elitären Stand in der japanischen Gesellschaft sicherten.
Der Kampf zu Pferd hat in Japan eine recht lange Tradition. In frühen Zeiten waren die Reiter vor allen Dingen Bogenschützen, welche in Einzelgefechten mit anderen Kriegern vom Pferd aus um Leben und Ruhm kämpften. Das Gefecht war eine Begegnung von zwei gleich gut ausgebildeten Männern, welche im Idealfall noch auf dem Schlachtfeld nach dem würdigsten Gegner suchten. Das Fußvolk (Genin) hatte keine anderen Aufgaben als Transport- oder Hilfsdienste zu erledigen oder in der Schlacht den Rücken ihres Herren freizuhalten, da theoretisch die Samurai die einzigen kriegerischen Handlungen vollzogen.

Bogenschießen zu Pferde, war unter dem Namen Kyubajutsu oder Kisha, die primäre Art der Kampfes für die Bushi (Yabusame war eher als rituelles Schießen zu shintoistischen Feiertagen gedacht, anstatt einer realen Kriegskunst). Im vollen Galopp den Pfeil auf den Feind schießen, dabei schnell nachladen und dem Gegner wenn möglich ein recht schlechtes Ziel bieten, dies sind die Regeln des Kampfes vom Pferderücken auf einen Punkt gebracht. Dafür ist das Vertrauen auf das eigene Pferd und das Beherrschen der Reitkunst (Bajutsu) natürliche Voraussetzung. Pferde wurden in Japan nur für Kriegszwecke eingesetzt und niemals als Arbeitstiere, etwa in der Landwirtschaft oder als Zugtiere. Lediglich Tiere die sich nicht für den Kriegsdienst eigneten wurden für den Transport von Lebensmitteln, Waffen oder Ausrüstung zurückgestellt. 
Doch bald wurde alles anders. Die Mongolen zeigten den Japanern bei Ihren zwei mißglückten Invasionen eine neue Art der Kriegsführung die für die kommenden Jahrhunderte starken Einfluß auf die Militärtechnik der Japaner haben sollte. 

Gegenüber den Bushi führten die Reiterkrieger des asiatischen Festlandes eine ganz andere Kampftaktik. Ihre Methode lag im Scharmützel-Kampf, quasi nach dem Motto "hit and run". Hier gab es keine individuellen Zweikämpfe, keine Ehrbezeugungen vor den Duellen, kein persönlichen Beziehungen zum Gegner. Angegriffen wurde in der Masse - schnell am Feind sein, seine Pfeile abschießen und dann wieder schnell zurückziehen und den Gegner so auf Zeit zermürben und schwächen, das waren kontinentale Reiterattacken. Und auch diese Taktik beeinflußte langsam die japanische Kriegstechnik.

Ab Mitte des 15. Jhdt. wechselten die berittenen Samurai immer mehr vom Bogen zum Speer als individuelle Waffe. Bis jetzt war der Yari (Lanze) vornehmlich eine Waffe der Ashigaru und anderer Fußtruppen zum Öffnen feindlicher Kampflinien und zum Abfangen gegnerischer Reiter. Doch die neue Kampftaktik in Japan ließ keinen Platz mehr für individuelle Einzelgefechte. Wie bei den vorangegangenen Mongoleneinfällen sahen sich die berittenen Krieger einem Dutzend anstürmenden Fußsoldaten mit Langwaffen wie Haken und Lanzen entgegen, die versuchten, ihn vom Pferd zu reißen und am Boden zu töten. Gegen einen solchen Feind war der Bogen eher eine unzureichende Waffe. Man konnte vielleicht die ersten 2 oder 3 Gegner niederschießen, aber dann sah man sich immer noch einer Gruppe von Infanteristen gegenüber, gegen die es sich zu schützen galt. Für diesen Zweck suchten die Samurai nach einer Waffe, die man vom Pferd aus führen konnte und effektiv genug war gegen mehrere Feinde eingesetzt zu werden. Das Tachi (Schwert) erwies sich als zu kurz und im Gegensatz zur Naginata (Säbellanze) konnte man mit dem Yari nicht nur schneiden sondern auch stechen. Mit über 3 m Länge konnte der Yari jede Distanz vom Sattel aus bis zum Boden überbrücken. So wurde der Speer die bevorzugte Waffe der adligen Krieger und der Bogen verschwand größtenteils aus den Händen der Reiter. Kyuba no michi – der „Weg von Bogen und Pferd", wie man die Philosophie und die Lebensaufgabe der Samurai im frühen Mittelalter nannte wandelte sich zum „Weg von Speer und Pferd".
Einige der letzten Krieger Japans, die den Bogen im größeren Maßstab in Kriegszeiten führten war die Samurai des Shimazu Clans aus Kyushu / Satsuma. In der Schlacht von Skigahara (1600) war es General Shimazu Toyohisa der einen Bogen vom Pferd aus führte und selbst seine Schützeneinheiten waren mit dieser Waffe ausgerüstet, obwohl ihm das Luntenschloßgewehr schon längst den Rang abgelaufen hatte.
Um sich noch besser gegen die Infanterieeinheiten (Ashigaru) des Feindes zu schützen ritten die Samurai nicht mehr nur als Einzelkämpfer in die Schlacht sondern rotteten sich zu Formationen von berittenen Kriegern (Bajo) zusammen, welche auf dem Schlachtfeld als komplexe Einheit fungierten. So konnte man die Kraft und Überlegenheit eines einzelnen Reiters als gebündelte Macht einsetzen.
Die japanische Kavallerie war geboren.

Die Schlacht von Nagashino (1575) forderte erneut ein Umdenken in den Köpfen der Bushi. Der Konflikt zwischen Oda Nobunaga und Takeda Shingen endete mit einem totalen Versagen der Takeda-Kavallerie, die nur wenige Meter vor den Reihen von Odas Schützen ausgelöscht wurde. Odas Geheimnis – Feuerwaffen! Bis zu diesem Zeitpunkt galten die Veteranen von Takedas Reitertruppen als die besten und stärksten Kampfeinheiten Japans, die sich in unzähligen Gefechten und Schlachten bewiesen hatten. Doch die neuartigen Luntenschloßgewehre, die Oda in Nagashino erstmals in größerer Stückzahl einsetzte, zerstörten diesen Mythos im Kugelhagel. Moderne Forschungen schwächen zwar die Bedeutung der Schußwaffen in der Schlacht von Nagashino ab, die zu einem großen Teil wegen des regnerischen Wetters am Kampftag versagt haben dürften, aber der moralische Aspekt des totalen Sieges der Ashigaru über die berittenen Adligen war tiefgreifend. Ab dieser Zeit waren selbst die Eliteeinheiten der Samurai nicht mehr „unbesiegbar". Als Resultat aus diesen Erfahrungen suchten die Krieger nicht mehr die Hervorhebung des Einzelnen in der Schlacht. Auffallen konnte tödlich sein – und dazu noch durch eine so „unehrenhafte" Waffe wie eine Muskete. So ließ dann ein General Tokugawas bei der Belagerung von Osaka (1615) seine Kavallerie vor der Schlacht absteigen und zu Fuß kämpfen, damit sie sich nicht großartig von der Masse des gemeinen Fußvolkes abhob.
In den Schlachtordnungen der Muromachi und Edo-Periode nahm die Kavallerie meist Aufstellung hinter den schützenden Reihen von Musketen- und Bogenschützen, flankiert von Speerkämpfern. So konnten sie eigene Angriffe im Windschatten der eigenen Ashigaru vorbereiten und schnell im Schutz des eigenen Sperrfeuers über feindliche Infanterie oder Samurai herfallen. Trotz der neuen Kampfstrategien im späteren Mittelalter war der alte Grundcharakter des Kampfes um Ruhm und Ehre bei den Bushi noch immer tief verwurzelt. Und dies konnten sie nur vom Pferd aus erreichen. Schnell am Feind zu sein bedeutet auch schnell Ruhm zu erwerben (oder schnell getötet zu werden).

Das Pferd in den Heeren

Eine Aufstellung der Armee Takeda Shingens in der Schlacht von Mikata-ga-hara (1572) und seine Manschaftsstärke vermittelt ein Bild von der Beschaffenheit eines japanischen Heeres in der späten Muromachi-Zeit und dem Anteil an berittenen Männern gegenüber der Infanterie (einschließlich Bedienstete und persönlichem Stab von Generälen und Fürsten). Takedas Heer umfaßte 33.736 Ashigaru und Gefolgsleute gegenüber 9.121 berittenen Samurai. 

Die Anzahl der Reiter eines Fürstengeschlechtes im Krieg resultierte letztendlich aus dem Reichtum des betreffenden Han (Erblandes) eines Clans. Das bedeutet, daß, mit geringen Abweichungen, nur Samurai mit einem gewissen Mindesteinkommen ein Recht auf den Besitz eines Pferdes hatten. Erst ab 300 Koku Reis Jahresrente durfte (und konnte) sich ein Krieger ein Reittier als Zeichen seines Standes zulegen, was ihn im Kriegsfall vom Fußvolk zur Reiterei beförderte. Diese Einstufungen waren streng reglementiert. Der folgende Auszug stammt aus den Tokugawa-Edikten von 1649 für Hatamoto (Bannerleute): Ein Samurai von 200 Koku führte einen Stab von 5 Männern in die Schlacht, die er seinem Fürsten als Lehnsdienst stellte: 1 Reiter (er selbst), 1 unberittenen Wakato (2-Schwerter-Samurai unter 200 Koku Einkommen), sowie 1 Katchu- und 1 Yari mochi (Rüstungs- und Lanzenträger) nebst je 1 Pferdeknecht und Sandalenträger. 
Ab einem Einkommen von 3000 Koku war der Samurai zu lediglich 2 Reitern unter einer Anzahl von 10 Wakato verpflichtet. Dies verdeutlicht nochmals die Exklusivität des Pferdes im japanischen Militärwesen.
Die bedeutende Rolle, die das Pferd im Leben der Bushi spielte zeigt auch, die Übernahme von Elementen der Reitkunst in andere Bereiche des täglichen Lebens. So führten z.B. die Shimazu, Daimyo von Satsuma, als Wappensymbol ein stilisiertes Pferdegebiß – einen Ring, der durch zwei Stege gekreuzt wurde.

 

Ba jutsu - die Reitkunst der Samurai

Um eine Waffe vom Pferderücken aus zu führen, ob Yumi (Bogen) oder Yari (Lanze) setzte deren Beherrschung am Boden voraus. Nur ein wirklich gut ausgebildeter Samurai konnte die Meisterung der Kampfkünste vom Pferd aus erreichte, weshalb dieses schon von Kindheit an trainiert wurde. Die Krieger mußten nicht nur die Techniken vom Pferd aus beherrschen, sondern auch zu Fuß fit genug sein, die Standardwaffen Speer, Schwert und Bogen zu benutzen. Im Gegensatz dazu waren die Ashigaru (Infanterie) aus niederen Samuraiständen meist nur schlecht und an einigen wenigen Waffen ausgebildet.

Die meisten der klassischen, japanischen Ryu, die sich mit Reitkunst beschäftigten basierten deshalb auf Bogenschulen, welche Yabusame (Bogenschießen zu Pferde) im Repertoire führten. Bereits seit der Yamato-Zeit führten die Samurai den Bogen vom Pferd aus und so ist es nicht verwunderlich, daß die Yabusame-Schulen zu den ältesten Kampfsystemen Japans gehören. Die Ogasawara ryu, von Ogasawara Jiro Nagakiyo (1162 - 1242), gegründet in der Kamakura Zeit (1185-1333) und die Takeda ryu (Heian 794-1185) gehören noch heute zu den führenden Systemen ihrer Art und alle modernen Yabusame-Stile sind quasi Abkömmlinge dieser Ryu. Nach der Geschichte der Ryu soll auch die Ogasawara Schule unter dem 9. Großmeister der Takeda ryu abgesplittet worden sein. Ogasawara war Gefolgsmann der Genji (Minamoto) und diente Shogun Minamoto Yoritomo (1148-1199). Von Yoritomo bekam er den Auftrag, ein für die Minamoto zugeschnittes System zu schaffen, daß vor allem die wichtigsten der damaligen Kampfkünste wie Reiten und Bogenschießen umfaßte. 1187 gründete er seine Schule, nachdem er die bis dahin bekannten Systeme weiterentwickelt und verfeinert hatte. Die neuen Techniken des Ogasawara ryu Yabusame waren die Ergebnisse aller seiner Bemühungen. Mit 31 Generationen sind die Nachfahren des Gründers Ogasawara Nagakiyo heute Stammhalter einer der ältesten, fortlaufenden Kriegsschulen Japans.
[Ironie der Geschichte: Der Shogun Minamoto Yoritomo, der die Gründung der Reitschule initiierte, starb nach einem Sturz vom Pferd im Alter von 51 Jahren]

Der Begriff Reitkunst oder Pferdetechnik (Ba jutsu) umfaßte jedoch mehr als die herkömmliche Beherrschung von Bewegungen des Pferdes und Springen, sondern auch der Umgang mit dem Tier im Schlachtfeld, wie Formationen und dessen Reaktion auf Feindkontakt. Des weiteren gab es Techniken, die die Überwindung von Gewässern oder Reiten im Verband mit wechselnden Manövern bei Nebel oder Nacht trainierten. Dies ermöglichte den Samurai als Kampfverband effektiv und machtvoll zu agieren, unabhängig von Gelände oder Tageszeit (Nachtangriffe waren beliebte Kampftaktiken). Weitere Schwerpunkte der Reitkunst waren natürlich das fachgerechte Aufzäumen und Satteln des Tieres sowie dessen Pflege.
Spezielle Techniken des Sui ba jutsu (Wasser- Pferdetechniken) übermittelten weniger kriegerische als eher logistische Übungen. Es ging darum, wie man mit seinem Reittier ein Gewässer überwindet, bei hohem Wellengang oder gegen den Strom, mit Waffen oder auch mit schwerem Gepäck.
Ein berittener Krieger wußte, was er seinem Pferd zu verdanken hatte, häufig genug hing es von ihm und seiner Reitkunst ab, daß er nach einem Feldzug wieder zu seiner Familie zurückkehren konnte.
Einige der bekanntesten mittelalterlichen Schulen des Ba jutsu waren die Otsubo ryu von Otsubo Yoshihide aus dem 15. Jhdt und die Hachaijo ryu, gegründet von Hachijo Fusashige aus dem 16. Jhdt. So war die Reitkunst stets nur Kriegern edler Herkunft vorbehalten und bis zur Meiji-Zeit Privileg der vornehmen Familien.





 

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